Turdus merula
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 63
Die Amsel war ursprünglich ein ausgesprochener Waldvogel. Erst im Laufe der letzten hundert Jahre ist sie so stark in die von Menschen geschaffenen Lebensräume vorgedrungen, dass sie heute in Mitteleuropa fast der häufigste und am weitesten verbreitete Brutvogel ist. Dieser Rang wird ihr nur vom Buchfinken streitig gemacht.
Im abendlichen Konzert der Vögel hat sie die tragende Stimme übernommen. Ihr wohlklingendes Flöten schätzen manche mehr als das Lied der Nachtigall. Das liebliche, gedämpfte Schlußmotiv wird bei geschlossenem Schnabel gesummt und klingt wie ein entferntes Echo. Die übrigen Laute der Amsel sind schriller. Mit nervösem, zeterndem Geschrei macht sie auf Gefahren aufmerksam. Ängstlichkeit drückt ihr ,Tschuk-tschule' aus, wobei sie mit dem Schwanz wippt. In der Dämmerung ruft sie beharrlich ,tix-tix'.
Im Gegensatz zur Singdrossel und zur Misteldrossel trägt die Amsel ein nach Geschlecht verschiedenes Federkleid. Das schöne Männchen ist pechschwarz mit gelbem Schnabel, das Weibchen brauner und drosselähnlicher. Man trifft oft auch Männchen, die aussehen, als lägen Schneeflocken auf ihrem Rücken. Selbst völlig weiße Amseln gibt es. Alle diese Weißlinge kommen in den Städten häufiger vor als in freier Natur, denn dort merzen sie die natürlichen Feinde der Amsel bald wieder aus.
Männchen pechschwarz mit gelbem Schnabel; Weibchen dunkelbraun mit verschwommen gefleckter Unterseite und braunem Schnabel.
BRUT: das Weibchen baut in Hecken, auf niedrigen Bäumen oder an Mauervorsprüngen ein ordentliches, nap/förmiges Nest aus trockenem Gras, welkem Laub und Lehm; es legt ab März bis Juli meist 4-6 hellblau-grünliche, braungetupfte Eier, die es allein in etwa 13 Tagen ausbrütet; beide Eltern füttern die Nestlinge, die nach 13-14 Tagen flügge sind: brütet meist zwei- oder dreimal im Jahr.
BRUT: Insekten und deren Larven, Regenwürmer; Beeren und Samen.
Parus Caeruleus
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 64
Der lebhaften, beherzten und geschickten Blaumeise schaut man gern zu, wenn sie sich am Futterplatz mit anderen Vögeln um einen Happen balgt oder auf einem Zweig herumturnt, um an eine aufgehängte Kokosnuss heranzukommen. In schwierigen Situationen nimmt es kaum ein anderer Vogel mit ihr auf. Bei einem Intelligenztest hatten es die Blaumeisen schnell heraus, eine Reihe von Pfropfen herauszuziehen oder kleine Schubfächer zu öffnen, um ihr Futter zu erreichen.
Sind Blaumeisen in ein Haus geflogen, dann überkommt sie zuweilen der unwiderstehliche Drang, Tapeten zu zerfetzen, Buchseiten, Zeitungen und Zettel zu zerreißen und blindlings auf Fensterkitt und andere Dinge einzuhacken. Der Grund für diese sonderbare Tätigkeit ist nicht genau bekannt. Er mag in ihrem Verhalten bei der Nahrungssuche zu finden sein; denn Meisen reißen oft Rinde von Bäumen, wenn sie Insekten suchen.
Ursprünglich waren Blaumeisen Waldvögel, und im Winter streifen sie oft mit anderen Meisen und einzelnen Kleibern oder Baumläufern in großen Trupps im Wald umher. Hat ein Vogel ein Insekt aufgestöbert und frisst es nicht gleich, dann ist schon der nächste zur Stelle.
Das trillernde Lied der Blaumeise hört man oft schon an einem sonnigen Februartag. Nistkästen sollte man bereits vor Ende Februar aufstellen, denn die Blaumeise beginnt früh im Jahr sich nach einer Nisthöhle umzusehen.
Flügel, Schwanz und Scheitel blau; Wangen weiß; Rücken grün und Unterseite gelb; beide Geschlechter gleich.
BRUT: nistet in Höhlen von Bäumen, in Nistkästen oder Mauerspalten; beide Partner sammeln Moos, Gras, Haare und Wolle als Nistmaterial; das Weibchen legt Ende April bis Juni 8-15 weiße, rotbraun getupfte Eier, die es allein in 13-15 Tagen ausbrütet; beide Eltern füttern die Nestlinge, die nach 17-18 Tagen flügge sind; zwei Bruten im Jahr.
NAHRUNG: meist Blattläuse und andere Insekten sowie Raupen; einige Früchte, Körner und Samen.
Fringilla coelebs
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 66
Buchfinken übertreffen in Mitteleuropa sicherlich noch Haussperlinge und Amseln an Zahl. Sie brüten fast überall, wo es Bäume oder Hecken gibt, in der offenen Parklandschaft wie im tiefen Forst, vom Tiefland bis ins Hochgebirge.
In den Vorstädten trifft man sie weniger als Amseln und Rotkehlchen. Im Winter suchen
sie in großen Scharen mit anderen Finken, Ammern und Sperlingen ihre Nahrung auf Äckern und Stoppelfeldern.
Manchmal bilden sie gewaltige Schwärme, die nur aus Buchfinkenmännchen oder -weibchen bestehen.
Schon Ende Februar oder im März beginnen Buchfinken zu singen. Der Finkenschlag, eine
schmetternde Kaskade heller Pfeiftöne, endet in einem Schnörkel. Man kann diesen Gesang recht anschaulich mit
"zizizizizizieieiei-rrrrr-würzgebier"wiedergeben. Als vor allem in Mitteldeutschland der Vogelfang noch gang und gäbe war und man auf gute Schläger Wert legte, hat man es auf Vögel abgesehen, die am Schluss besondere Varianten wie den Schnapper oder Reitzug brachten. In Mitteleuropa kann man verschiedene Dialekte des Buchfinkenschlags unterscheiden. Solche Dialekte sind auch an dem sogenannten Regenruf oder Rülschen des Männchens festzustellen.
Meist klingt dieser Ruf wie "wried" oder "trief", in Norddeutschland aber wie das
"Huid" des Gartenrotschwanzes
und im Südschwarzwald wie "tititüt".
KENNZEICHEN:
weiße Flügelbinden
und Schwanzkanten; beim Männchen Kopf und Hals graublau, Brust und Wangen rosa, Rücken kastanienbraun; das Weibchen ist oben gelbbraun und unten lichter gefärbt.
BRUT: beide Partner bauen in Hecken,Büschen oder Astgabeln ein kunstvolles napfförmiges Nest aus Moos und Flechten, das
mit Wolle, Haaren und Federn ausgelegt wird; das Weibchen legt ab April bis Anfang Juni meist 4-6 weißliche, rotbraun gefleckte Eier, die es allein in 12-14 Tagen ausbrütet; die von beiden Eltern gefütterten Nestlinge sind nach 12-15 Tagen flügge; zwei Bruten im Jahr.
NAHRUNG: Samen, Bucheckern, Körner; Knospen;
zur Brutzeit auch Insekten.
Carduelis cannabina
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 70
Wegen seines anhaltenden, zwitschernden Gesanges hielt man den Hänfling, auch Bluthänfling genannt, früher gern in Käfigen. Das hübsche Männchen mit karminroter Brust singt seine Melodienfolgen meist von einem erhöhten Platz auf einem Baum oder Busch aus, manchmal auch im wellenförmigen Flug. Sein Flugruf ist gewöhnlich ein metallisch klingendes Geckern. Manchmal ist auch sein Angstruf "tsuit"
zu hören. Bei der Balz gibt das Männchen eine Reihe von tiefen, lieblichen Lockrufen von sich, wobei es mit hängenden Flügeln und gefächertem Schwanz aufgeregt das Gefieder
schüttelt. Die geselligen Hänflinge singen sogar im Chor und nisten oft in aufgelockerten Kolonien.
Im Herbst und Winter fallen sie zusammen mit anderen Finken manchmal zu Hunderten auf Stoppelfelder, Äcker und Wiesen, in Brachland oder öde Küstenstreifen ein, um dort Nahrung zu suchen. Zum Nisten suchen sie sich Gelände mit viel niedrigem Buschwerk aus, häufig ginsterbestandene Fluren, Heidegebiete oder buschiges Hügelland, oft auch große Gärten und Friedhöfe. Mitunter legt ein Kuckuck seine Eier in das Nest eines Hänflings. Die jungen Kuckucke müssen allerdings meist verhungern, weil
der Hänfling seine Jungen vor allem mit Unkrautsamen füttert. Neben Grünlingen sind Hänflinge unter unseren Körnerfressern am meisten an pflanzliche Nahrung gebunden.
KENNZEICHEN: kastanienbrauner Rücken; weiße Flügelbinden; gegabelter Schwanz mit weißen Kanten; Scheitel und Brust des Männchens sind im Sommer karmin- rot.
BRUT:
das Weibchen baut meist nahe am Boden in einem Busch ein Nest
aus Gras und Moos, polstert es mit Haaren und Wolle aus und legt
ab April bis Juli meist 4-6 hellblaue, spärlich purpurrot gesprenkelte
Eier, die es hauptsächlich selbst ausbrütet; die von den Eltern
gefütterten Jungen sind nach 12 Tagen flügge; brütet zweimal, bisweilen auch dreimal im Jahr.
NAHRUNG:
meist Unkrautsamen, auch Getreide, Beeren, Knospen usw.
Pyrrhula pyrrhula
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 71
Der Gimpel ist zwar ein hübscher Vogel, hat sich aber dennoch in vielen Gegenden unbeliebt gemacht, weil er vor allem zwischen Januar und April, wenn er sonst wenig Nahrung findet, die Knospen von Obstbäumen und Ziersträuchern abzwickt. Dazu eignet sich sein kurzer, abgerundeter Schnabel mit den besonders scharfen Schneidekanten sehr. Man hat beobachtet, wie ein einziger Vogel von einem Pflaumenbaum innerhalb einer Minute 30 Knospen abfraß. Doch auch in ausgesprochenen Obstbaugebieten ernährt sich der Gimpel oft von zahlreichen Unkräutern und Baumsamen.
Wegen der schwarzen Kopfkappe und der rosaroten Brust des Männchens wird der Gimpel auch Dompfaff genannt. Das Weibchen sieht wie eine farbschwache Kopie des Männchens aus. Im Gegensatz zu den meisten kleinen Vögeln trennt sich ein Gimpelpärchen im Winter offenbar nicht. Ob es ein Leben lang zusammenbleibt, wie viele Forscher meinen, lässt sich schwer nachweisen.
Gimpel sind scheue Vögel, die sich schnell zurückziehen, wenn ein Mensch auftaucht. Nur ein weiches, verhaltenes Pfeifen, das meist mit „djü“ wiedergegeben wird, verrät, wohin sie verschwunden sind. So anspruchslos der Gesang des Gimpels ist, so trefflich versteht es der im Käfig großgezogene Vogel doch, vorgepfiffene Lieder völlig getreu nachzupfeifen.
KENNZEICHEN: schwarze Kopfkappe; rosarote Brust; grauer Rücken; weißer Bürzel; Weibchen wesentlich farbloser als das Männchen.
BRUT: das Weibchen baut in dichten Hecken, Sträuchern, jungen Fichten und an anderen gut geschützten Stellen ein Nest aus Zweigen, Moos und Flechten; legt ab April bis Juli meist 4-5 grünlichblaue, spärlich rotbraun gestreifte und getüpfelte Eier, die es in 12-14 Tagen meist selbst ausbrütet; beide Eltern füttern die Nestlinge, die nach etwa 14 Tagen flügge sind; brütet zweimal im Jahr.
NAHRUNG: Baumsamen, Unkräuter und Beeren; zwischen Spätwinter und Frühsommer Knospen von Obstbäumen; die Jungen werden mit Raupen gefüttert.
Muscicapa striata
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 60
Der Grauschnäpper ist so ruhig und unaufdringlich, dass er im Garten oft gar nicht bemerkt wird. Man erkennt ihn leicht daran, wie er Insekten fängt. Er sitzt aufrecht und wachsam in offener Lage auf einem Zaun, Zweig oder Ast und macht plötzlich einen ‚Ausfall’ auf eine Fliege, die er erspäht hat. Oft muss er sich im Fluge drehen und wenden, dann schnappt sein Schnabel hörbar zu. Meist kehrt er wieder zurück oder sucht sich in der Nähe eine neue Warte. Grasmücken und andere kleine Singvögel fangen auf diese Weise zuweilen auch Insekten, aber nur der gewandte Grauschnäpper kann so seinen Lebensunterhalt ganz bestreiten.
Der Grauschnäpper trifft unter den letzten Sommergästen erst im Mai an seinen Brutplätzen ein, schon Ende August, Anfang September zieht er wieder weg. Als ausgesprochenes ‚Gewohnheitstier’ kehrt er Jahr für Jahr zu seinem bevorzugten Nistplatz zurück - oft ein mit Efeu bewachsenes Gebäude oder Gartenhäuschen.
Sein häufigster Ruf ist ein unmelodisches scharfes „Pst“, sein Warnruf „Teck-teck“ erinnert an das Schwarzkehlchen. Sein wenig ausgeprägter Gesang setzt sich aus ein paar eher kreischenden Tönen zusammen, die am Anfang so klingen, als schwatzten mehrere aufgeregte Vögel miteinander.
KENNZEICHEN: mausgrau, Unterseite weiß; im Alterskleid ohne Flecken, aber mit dunklen Streifen an Kopf und Brust; Jungvögel haben unauffällige Flecken an der Brust; beide Geschlechter gleich.
BRUT: beide Partner bauen an Simsen, hinter Kletterpflanzen an Mauern oder auf Bäumen in alten Vogelnestern oder Höhlen ein unordentliches, mit Spinnweben zusammengehaltenes Nest aus Moos, Wolle und Haaren; das Weibchen legt Ende Mai bis Juni 4-5 grün- oder blau-schattierte, dicht rotbraun gesprenkelte Eier und brütet sie in 12-13 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Jungen sind nach 12-13 Tagen flügge.
NAHRUNG: fast nur fliegende Insekten, meist Fliegen, aber auch Mücken, Schmetterlinge und Wespen; selten Regenwürmer und Vogelbeeren; nur bei Nahrungsmangel sitzende Beute, dann auch Beeren.
Carduelis chloris
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 68
Den Grünling trifft man fast nur noch in der Nähe menschlicher Siedlungen, während der Brutzeit besonders in den Vorstadtgärten sowie den Hecken und Buschwerk am Dorfrand.
Für diese Anhänglichkeit sind die dickschnäbeligen Körnerfresser reich belohnt worden. Seitdem sie genügend Futter an den Winterfutterplätzen finden, haben sie sich stark vermehrt. Sie kommen in Scharen an den Futterplatz und lassen dabei ständig ihre klingelnden Lockrufe hören.
Grünlinge sind sehr gesellig und nisten gern in aufgelockerten Kolonien in benachbarten
Büschen. Da sie zweimal, zuweilen dreimal
brüten, findet man sogar noch im August oder Anfang September Junge in ihren Nestern. Im Winter suchen sie manchmal im Gefolge anderer Finken oder Ammern ihre Nahrung auf Stoppelfeldern und Ödflächen. Wird eine solche Schar aufgescheucht, schwirrt sie plötzlich unter heftigem Flügelschlagen hoch. Sie fliegen wellenförmig auf- und abgleitend, weil sie ihre Flügel für einen kurzen Augenblick ganz geschlossen halten.
Wie alle geselligen Vögel gibt der Grünling mannigfaltige Laute von sich: zur Brutzeit das
charakteristische nasale "Schrüäh", das ihm den Namen Schwunsch eingetragen hat, im Flug das klingende "Gügügü". Von Baumspitzen
aus oder im fledermausartigen Balzflug singt der Vogel eine kanarienvogelartige zwitschernde
Melodienfolge, in die er Lockrufe einflicht.
KENNZEICHEN:
olivgrün mit kräftigem horngrauem
Schnabel; gelbe Flügelbinden und gelbe Schwanzkanten; Weibchen in
den Farben matter.
BRUT: beide Partner bauen in Büschen, Bäumen oder
Hecken ein unordentliches napfförmiges Nest aus Gras, Moos und Wurzeln, das mit Wurzelwerk ausgelegt wird; das Weibchen legt Ende April bis August 5-6 weiße bis hellblaue, rotbraun getupfte und
gefleckte Eier und brütet sie in 13-14 Tagen allein aus; beide Eltern füttern
die Jungen, die nach 12-16 Tagen flügge sind; zwei, bisweilen drei Bruten im Jahr.
NAHRUNG: fast ausschließlich Samen, wilde Früchte
und Beeren.
Picus viridis
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 52
Wie alle Erdspechte sucht der Grünspecht seine Nahrung vor allem am Boden. In Parkanlagen und Gärten, Feldgehölzen, Alleen und an Waldrändern kann man ihn im charakteristischen Bolzen- oder Bogenflug über freiem Gelände sehen. Noch leichter erkennt man ihn an seinem Balzruf, einem schallenden Lachen, das wie: „gjüggügjüg“ klingt. Es ertönt morgens und abends von Februar ab in der Nähe seines Schlafbaumes. Mit diesem Ruf finden und erkennen sich Brutpartner.
Im Gegensatz zu anderen Spechten trommelt der Grünspecht nur selten. Wenn das Männchen sein Revier gegen einen anderen Grünspecht verteidigt, wiegt es den Kopf, spreizt meist die Flügel, fächert den Schwanz und stellt die Scheitelfedern auf. Beim Balzen lässt es gewöhnlich die Flügel kraftlos hängen und richtet den gefächerten Schwanz auf.
Der Grünspecht kann seine lange Zunge, die an der Spitze ein klebriges Sekret hat, bis zu 10 cm über die Schnabelspitze vorschnellen lassen und leimt so Ameisen und deren Puppen - seine Hauptnahrung - fest. Im Winter lebt er bei uns vor allem von der roten Waldameise, in deren fest gefrorene Haufen er bis zu 1 m tiefe Löcher hackt, um an seine Beute zu gelangen. Wenn das in sehr strengen Wintern nicht gelingt, verhungern viele Grünspechte. In den folgenden Jahren ist dann dieser sonst häufige Specht selten.
KENNZEICHEN: nach dem Schwarzspecht der größte Specht Mitteleuropas; karminroter Scheitel, aber Gesamteindruck grün; oben moosgrün; Bürzel gelb; unten graugrün; Bartstreif beim Männchen rot, beim Weibchen schwarz.
BRUT: beide Partner zimmern die Bruthöhle, vorzugsweise in Weichhölzern wie Linden, Espen und Obstbäumen; zwischen April und Mai ein Gelege aus 5-7 weißen Eiern; beide Eltern brüten etwa 19 Tage lang und versorgen dann die Nestlinge, die nach 18-21 Tagen flügge sind.
NAHRUNG: Ameisen; holzbohrende Larven von Käfern, Motten und anderen Insekten; gelegentlich Körner, Eicheln, Äpfel, Kirschen und andere Früchte; plündert auch Bienenstöcke.
Picoides minor
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 54
Den kaum sperlingsgroßen Kleinspecht kann man hoch oben in der Krone von Laubbäumen, wo er an kleinen Ästen entlang rutscht, nur äußerst schwer erkennen. Er liebt dichten Baumbestand, den er in Laub- und Mischwäldern findet, aber auch in Parkanlagen und großen Obstgärten. Nadelwälder meidet er im Allgemeinen. Wegen seiner verborgenen Lebensweise bleibt der Kleinspecht meist unentdeckt. Nur das Männchen mit seinem roten Scheitel ist manchmal nicht zu übersehen, wenn es auf der Suche nach Insektenlarven von Ast zu Ast huscht oder beim Balzen langsam und fledermausartig von Baum zu Baum fliegt. Sonst verläuft wie bei allen Spechten auch der stoßweise Flug des Kleinspechtes bogenförmig.
Am ehesten verrät sich der heimliche Vogel durch seinen Ruf: ein 8-10 Mal gereihtes, gedämpftes „Gick-gick-gick“, das ähnlich klingt wie der Ruf des Turmfalken, nur nicht so schrill.
Im Frühjahr trommeln Kleinspechte oft mit dem Schnabel. Der Wirbel ist leiser als der des Buntspechtes und hat mit 14-15 Schlägen in der Sekunde eine schnellere Folge. Die schrillen Schreie der Jungvögel machen oft auf die Nisthöhle aufmerksam, die von den Eltern in einen morschen Baumstamm oder Ast - in Bodennähe oder bis 20 m Höhe - gemeißelt wurde. Ein 19-25 cm langer Gang führt vom Einschlupf in die eigentliche Nistkammer, die nur mit ein paar Holzspänen ausgelegt ist.
KENNZEICHEN: Gefieder schwarz und weiß; Flügel und untere Rückenpartie gebändert; Scheitel beim Männchen karminrot, beim Weibchen weiß.
BRUT: beide Partner zimmern im morschen Holz eine Nisthöhle; zwischen Ende April und Juni ein Gelege aus 4-6 glänzend weißen Eiern; beide Eltern brüten etwa 14 Tage lang und versorgen dann die Jungen, die nach etwa 21 Tagen das Nest verlassen.
NAHRUNG: meist Larven und Puppen von Käfern, Kleinschmetterlingen, Gallwespen, Fliegen und Spinnen; auch Johannisbeeren und Himbeeren; im Winter auch Sämereien an Vogelfutterplätzen.
Parus major
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 65
Meisen sind nicht nur Akrobaten, sondern auch sehr erfinderisch. Hängt man etwa eine Nuss an einen langen Faden, dann zieht die Meise den Faden mit dem Schnabel heran und hält ihn Schlinge für Schlinge mit einem Fuß fest, bis sie die Nuss hat. Ihr Einfallsreichtum macht sie zuweilen auch zu rechten Plagegeistern. Vor einiger Zeit berichteten Zeitungen, dass Meisen an einem Morgen von 300 Milchflaschen, die einer Schule geliefert worden waren, 57 geöffnet hatten. Zunächst fanden wohl einige Vögel heraus, dass sie an die Sahne herankommen, indem sie die Kappen von den Flaschen heben oder mit dem Schnabel durchstoßen. Dann machten es weitere Vögel ihnen nach.
Doch solcher Schaden wird durch den Nutzen, den sie dem Gärtner bringen, mehr als wettgemacht: Da Meisen ihre Jungen meist mit Raupen, vor allem der des Frostspanners, füttern, vertilgt ein Pärchen in den drei Wochen, in denen es die Jungvögel versorgt, schätzungsweise 7000-8000 Raupen und andere Insekten. Der kluge Gärtner stellt deshalb Nistkästen auf.
Die Kohlmeise verfügt über einen großen Wortschatz. Am häufigsten hört man ihr Frühlingslied, das wie „zizibäh“ oder auch - anders betont - „titis titisi“ klingt. Ihr Ruf lautet „pink“. Manche Laute erinnern an das Geräusch beim Schärfen einer Säge. Wenn man das Weibchen im Nest aufschreckt, zischt es wie eine Schlange.
KENNZEICHEN: Kopf und Hals glänzend schwarz; weiße Wangen; gelbe Brust mit schwarzem Band; Rücken grün; Geschlechter fast gleich.
BRUT: nistet oft in Höhlen von Bäumen oder Mauern, bezieht aber auch gerne Nistkästen; beide Partner schaffen das Nistmaterial heran, meist Moos, Haare oder Flaum zum Auspolstern; das Weibchen legt ab Ende April bis Ende Juni 8-12 weiße, stark rotbraun gesprenkelte Eier, die es allein in 13-14 Tagen ausbrütet; die von beiden Eltern gefütterten Jungen sind in etwa 20 Tagen flügge; zwei Bruten im Jahr.
NAHRUNG: meist Insekten, einschließlich Raupen, gern Blattläuse und Schildläuse; ferner Knospen, Früchte, Erbsen und Samen.
Erithacus rubecula
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 62
Wegen ihres runden Kopfes mit den großen Augen kommen uns nicht nur Säuglinge und Rehkitzen, sondern, wie Konrad Lorenz meint, auch Rotkehlchen niedlich vor. Wenn es im Winter dem Wanderer durch den Wald folgt und sich ihm bis auf wenige Meter nähert, erfreut es besonders durch seine Zutraulichkeit. Vermutlich ist ihm der Mensch Ersatz für Großtiere, denen es sich im Winter anschloss, um im vom Schnee frei gescharrten Boden Nahrung zu finden. Obwohl es im Unterholz von Laub- und Nadelwäldern zu Hause ist, kommt es im Winter immer häufiger in unsere Gärten.
Bei aller Zutraulichkeit dem Menschen gegenüber sind Rotkehlchen untereinander zänkisch und unverträglich. Ihr bis spät in die Dämmerung hinein ertönender Gesang scheint uns lieblich und schwermütig. Mit ihm grenzt das Männchen nur sein Revier ab, das es nachdrücklich gegen jeden Artgenossen verteidigt. Der kleine Individualist wirft sich dabei drohend in die Brust, so dass das Rot zur Geltung kommt. Meist weicht dann der Gegner.
Selbst wenn man Rotkehlchen nicht sieht oder singen hört, fallen sie im dichten Unterholz durch ihr Schnickern auf: ein gereihtes „zick-zick“.
KENNZEICHEN: Oberseite olive-braun; Brust, Kehle und Stirn orangefarben; weißlicher Bauch; beide Geschlechter gleich.
BRUT: das Weibchen baut unter einem Erdhang, in Baumhöhlen, an Mauern und Vorsprüngen von Schuppen ein kugelförmiges Nest aus Gras, trockenem Laub und Moos; es legt ab April bis Juni 5-7 weiße, meist rotbraun getupfte oder gefleckte Eier, die es in 14 Tagen allein ausbrütet; beide Eltern füttern die Jungen, die nach 12-15 Tagen das Nest verlassen; zwei Bruten im Jahr.
NAHRUNG: Insekten und deren Larven, Regenwürmer; im Spätsommer und im Herbst besonders gern Beeren, vor allein Heidelbeeren, Holunder- und Faulbaumbeeren und Weintrauben, ja sogar die giftigen Beeren des Pfaffenhütchens. Etwa so 80 % der durch den Darm gehenden Samen behalten ihre Keimfähigkeit.
Athene noctua
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 50
Eine der bekanntesten Eulen ist der Steinkauz. Man sieht ihn auch tagsüber und in der Nähe von Häusern und Gärten. Schon den alten Griechen war er eine vertraute Erscheinung.
In Athen galt er als Lieblingsvogel der Stadtgöttin, deren Name daher Teil seiner wissenschaftlichen Bezeichnung Athene noctua geworden ist. Er ist kleiner als der Waldkauz und hat schwefelgelbe Augen. Beim Waldkauz sind sie braun.
In Großbritannien, wo er sich seit seiner Einbürgerung Ende des letzten Jahrhunderts überaus rasch verbreitet hat, wird er von Jägern beschuldigt, hauptsächlich Küken von Fasanen und Rebhühnern zu schlagen. Zu Unrecht. Denn der Steinkauz frisst vorwiegend Insekten, besonders Käfer und Heuschrecken, dann Mäuse und schließlich Kleinvögel. Auf keinen Fall kann man ihn als Schädling der Jagdvögel bezeichnen.
Obwohl der Steinkauz auch bei Tage fliegt, macht er vor allem in der Abend- und Morgen- dämmerung Jagd. Sein Flug ist auffallend wellenförmig und ruckartig. Oft sitzt er an erhöhter Stelle in der Nähe des Nestes auf einem Pfosten, Telegraphenmasten oder Heuhaufen und knickst und wackelt mit dem Schwanz, wenn man sich ihm nähert.
Das Männchen ruft oft wiederholt „uuhg“, das bei der Balz häufig in ein mehrfach wiederholtes „Kwiau“ übergeht. Bei Aufregung schreit er gellend „kwiff-kwiff-kwiff“.
KENNZEICHEN: graubraunes Gefieder, weiß gefleckt und
gebändert; gerundete Flügel; kurzer
Schwanz; wellenförmiger Flug; Geschlechter gleich.
BRUT: nistet in Höhlungen, meist in einem Baum, aber auch in Mauern, an Gebäuden, in Steinbrüchen, Sandgruben oder Erdhöhlen ohne Nistunterlage; das Weibchen
legt Ende April bis Mai meist 4-5 weiße Eier, die es in etwa 28 Tagen allein ausbrütet; beide Eltern füttern die Nestlinge, die nach ungefähr 5 Wochen flügge sind.
NAHRUNG: Insekten, vor allem Käfer, Ohrwürmer und Raupen; sehr gern Feldmäuse, auch junge Ratten und andere kleine Säugetiere; ferner kleine Vögel, Frösche, Eidechsen und Regenwürmer.
Carduelis carduelis
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 69
Der Stieglitz ist mit seiner auffallenden schwarz-weiß-rotgelben Musterung ein überaus hübscher Vogel. Er war deshalb und wegen seines Gesanges, seiner Verträglichkeit und weil er sich leicht mit Kanarienvögeln kreuzen lässt, früher
ein beliebter Käfigvogel.
Bei uns heißt der Stieglitz auch Distelfink,
denn im Sommer kann man ihn vor allem auf Disteln beobachten, aus denen er mit spitzem Schnabel die Samen klaubt und dabei sicherlich
manches Insekt erwischt. Im Mai macht er sich zur Zeit der Baumblüte in den Gärten nützlich, wo er Blattläuse, kleine Fliegen und Käfer vertilgt.
Sein Gesang ist eine klingelnde Variation des häufig wiederkehrenden Flugrufes „tiglite“, dem er seinen Namen verdankt.
Man hört das Lied, wenn das Männchen in großen Gärten, Obstgärten, manchmal auch in dichten Hecken oder in lichtem Wald sein Revier abgrenzt. Die Intensivierung des Ackerbaus
nahm dem Stieglitz einst die Distelfelder, inzwischen hat er sie auf Müllplätzen und unbebauten Flächen wiedergefunden.
Beim Balzen hält sich das Männchen stets in der Nähe des Nestes auf, lässt den Kopf hängen, spreizt die Flügel etwas, wiegt sich von einer Seite zur anderen und zeigt dabei seine hellgelben Flügelbinden.
KENNZEICHEN: brauner Rücken;
schwarzweißer Schwanz; Flügel meist schwarz mit breiter gelber Binde; Gesicht rot, übriger Kopf schwarz und
weiß; beide Geschlechter gleich.
BRUT:
das Weibchen baut, häufig in einem ausladenden Baum, ein kunstvolles
Nest aus Wurzeln, Gras, Moos und Flechten, das es mit Wolle
und Pflanzenfasern auslegt; Anfang Mai bis August legt es meist 5-6
hellblaue, leicht braun getupfte Eier, die es allein in 12-14 Tagen
ausbrütet; die von beiden Eltern gefütterten Nestlinge sind nach
12-13 Tagen flügge; meist zwei, bisweilen auch drei Bruten im Jahr.
NAHRUNG:
Samen von Disteln, Kletten, Löwenzahn, Flockenblumen und
anderen Unkräutern; Früchte der Birke, Erle und anderer Bäume;
kleine Insekten, besonders für die Aufzucht der Jungen.
Troglodytes troglodytes
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 57
Der Zaunkönig wiegt zwar ein gutes Drittel mehr als ein Goldhähnchen, gehört aber dennoch zu unseren kleinsten Vögeln. Seine geringe Größe fällt vor allem wegen seines kurzen Schwänzchens auf. Sie kommt ihm sehr zustatten, etwa auf der Jagd nach Insekten, Spinnen und anderem Getier, die er unter Gestrüpp und Gerank bis in die entferntesten
Winkel verfolgen kann. Und wenn er selbst verfolgt wird, findet er dort fast stets einen Ausweg.
So klein der Zaunkönig ist, so laut ertönt seine Stimme. Wenn er sich mit steil aufgerichtetem Schwanz in der Bodenvegetation zu schaffen macht, lässt er oft ein hartes "Tetetetetet"
hören, das mir zunehmender Erregung in ein schnarrendes "Zerrr" übergeht. Noch mehr ist man überrascht, sieht und hört man ihn auf freier Warte sein volltönendes Liedschmettern.
Das Männchen baut oft mehrere Nester und fordert seine Gefährtin auf, sich eines herauszusuchen. Meist gibt es zweimal Nachkommenschaft. Zuweilen übernimmt das Männchen die erste Brut, während das Weibchen das zweite Gelege ausbrütet. Wo kein Futter- mangel herrscht, besetzt das Männchen seine Nester auch mit mehreren Weibchen.
In strengen und schneereichen Wintern gehen viele Zaunkönige an Kälte und Futtermangel zugrunde. Es dauert dann einige Jahre, bis es wieder so viele Zaunkönige gibt wie zuvor.
KENNZEICHEN: rotbraun; Flügel, Schwanz und Flanken gebändert; meist gestelzter Schwanz; sehr lauter, schmetternder Gesang mit Trillern und Rollern, auch im Winter; lauter schnarrender Alarmruf.
BRUT: das Männchen baut im
Gebüsch, in Kletterpflanzen, Holzstößen oder Mauerhöhlen mehrere kugelförmige Nester aus Moos, Blättern und Gras; eines davon polstert das Weibchen mit Federn aus; es legt ab Ende April 5-7 weiße, rotbraun gesprenkelte Eier, die
es allein in 14 bis 16 Tagen ausbrütet; beide Eltern füttern die Nestlinge, die
nach etwa 15 Tagen flügge sind; brütet meist zweimal im Jahr.
NAHRUNG: kleine Insekten und
deren Larven; Spinnen und kleine Samen.